Beim Lesen eines Artikels des
Religionsphilosophen Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld mit dem
Titel „Wandlungen des Phänomens und der Bedeutung des Atheismus an
der Wende zum 21. Jahrhundert“ wurde mir manches nochmal deutlicher
bewusst.
Wucherer-Huldenfeld beschreibt darin
unterschiedliche Formen von Atheismus, unter anderen die des
indifferenten bzw. des negativen Atheismus.
Der/die indifferente AtheistIn sieht
sich selbst weder als gläubigen Menschen, noch als Ungläubigen,
viel mehr steht er/sie jeglichem Meta-physischen absolut gleichgültig
und desinteressiert gegenüber. Seine/ihre neue Lebenswelt sucht
er/sie in einem ideologiefreien Raum, um sich gegen jegliche
Indoktrinierung von beiden Seiten (religiöser, wie atheistischer)
abzuschotten.
Ähnlich ist es laut
Wucherer-Huldenfeld beim negativen Atheisten, nur mit dem
Unterschied, dass dieser aus der „systematischen Austreibung“ der
Religionen und „dem notorischen Fehlen religiöser Erziehung“
hervorgegangen ist. Der Unterschied zwischen indifferenten und
negativen Atheismus ist fließend und schwer herauszufinden. Die
Folgen sind die gleichen.
Im Religionsunterricht steht man jungen
Menschen gegenüber, die entweder, weil sie zuhause oder auch in der
Schule nie wirklich von Religiosität betroffen waren (damit meine
ich im emotionalen und nicht im rationalen Sinne) oder auch aus
anderen Gründen, allem - abseits der physischen, materiellen Welt
bestehenden - mit Desinteresse gegenüberstehen.
In den Religionsunterricht geht man
vielleicht doch noch, weil es die Eltern sagen, weil die FreundInnen
gehen, weil der/die LehrerIn vielleicht ganz nett ist, weil es mal
was anderes ist, weil es den Notendurchschnitt hebt, eine weitere
Möglichkeit für ein Maturafach bietet, oder weil es beim
zukünftigen Arbeitgeber gern gesehen wird. Es gibt im, doch noch
irgendwie, christlich-religiösen Österreich doch noch viele Gründe
den Religionsunterricht zu besuchen. Im seltensten Fall – so
ehrlich muss man sich selbst gegenüber sein - ist es aus wirklichem
Interesse am Fach. Das kann man nun pessimistisch lesen. Dieser
Werteverfall... - früher war alles besser... blablabla. - Oder
auch nicht. Die oben genannten Gründe sind durchaus plausibel, in
einer Gesellschaft, die immer mehr auf Leistung und Genuss
ausgerichtet ist, sind es durchaus berechtigte Überlegungen, die die
Jugendlichen zum Besuch des Religionsunterricht bewegen. - Und ich
möchte auch keineN die ich im Unterricht habe, missen. Man kann
diesen Automatismus als ReligionslehrerIn auch für sich verwenden
und trotzdem sehen, welche wesentliche Aufgabe man doch noch
irgendwie hat. Man kann versuchen die jungen Menschen zu bewegen,
auch wenn es dazu führt, dass Kritik geübt wird, dass hinterfragt
wird. Hat man das geschafft, so ist einem schon sehr viel gelungen.
Bzw. ALLES, denn genau darum geht es. Egal aus welchem Grund die
Jugendlichen an unserem Unterricht teilnehmen, Ziel ist es sie aus
der Gleichgültigkeit zu holen und sie zumindest zum Kritisieren an
zu regen. - Denn die Zukunft braucht Menschen, denen nicht alles egal
ist, sie braucht welche, die sich Gedanken machen - egal in welche
Richtung...
Genau deshalb darf man sich nicht
entmutigen lassen, sondern sich immer wieder vor Augen führen, dass
diese (nicht unumstrittene) Aufgabe, die wir ReligionslehrerInnen
haben, eine wesentliche ist - sofern man sie richtig versteht...
Literatur: Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld, Wandlungen des Phänomens und der Bedeutung des Atheismus an der Wende zum 21. Jahrhundert, in: ebd.u.a., Atheismus heute? Ein Weltphänomen im Wandel, Leipzig 2001, 37-52.
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