Sonntag, 19. Mai 2013

Pfingsten

Am gestrigen Linzfest konnte ich endlich eine Band sehen, die ich schon immer live sehen wollte: Christoph & Lollo, bekannt für ihre Schispringer Lieder oder auch das Lied Karl Heinz.

Theologisch interessant, war neben den allgemein sehr kritischen Texten, besonders ein Lied, namens "Pfingsten". Passend - am Pfingstwochenende.

Im Text wird Pfingsten als das schönste, aller Feste beschrieben, weil es keine Geschenke gibt, keine Familienfeier, "nur blöde Bräuche, die kein Mensch braucht" und die auch keinen interessieren. Christoph & Lollo outen sich auch, insofern, dass sie nicht wissen, warum man Pfingsten feiert - was sie wohl mit vielen Menschen, die diese freien Tage genießen und dankend annehmen, verbindet.

Doch das ist nicht das Highlight des Liedes, sondern vielmehr die Zeile "Denn der Grund warum man Pfingsten liebt, ist weil Pfingsten sich so bescheiden gibt."
Biblisch betrachtet, eher Nonsens. Denn biblisch betrachtet ist Pfingsten wohl genau das Gegenteil. Das Ereignis, auf das die Gründung des Christentums zurückgeht, ist vielmehr ein riesen Spektakel, mit heftigen Stürmen, Feuerzungen und Jüngern, die in fremden Sprachen zu reden beginnen. Man stelle sich dies mal bildlich vor! Klar, dass die Galiläer sofort an den Geist in anderer Form dachten, also, glaubten, die Jünger seien betrunken. Doch Petrus klärt sie auf, sie sind nicht betrunken - dafür ist es noch viel zu früh - erst die dritte Stunde am Morgen. (vlg. Apg 2, 15. - ein netter humoristischer Einwurf, wie ich finde.) Vielmehr erfüllt sich die Weissagung des Propheten Joel. Ja - jetzt erfüllt sich auch noch eine Weissagung. Also von Bescheidenheit keine Spur.

Genau deshalb habe ich vor einigen Jahren eine Gemeinde wohl auch ziemlich verwundert, als ich im Zuge meines Pfarrpraktikums zu Pfingsten die Schrift auslegen durfte.
Ich redete davon, dass sich der Heilige Geist auch und nicht zuletzt im Kleinen zeigt. - Ja, das klingt wohl eher nach Christoph & Lollo und weniger nach der christlichen heiligen Schrift.

Trotzdem bleib ich dabei. Denn dieses Großereignis, dieses Spektakel kann man wohl als Ausgangspunkt einer Bewegung sehen, die sich bis heute weiterführt, doch diese Bewegung selbst, zeigt sich nicht mehr in den großen Spektakeln, mit Feuerzungen usw. Vielmehr zeigt sich oder sollte sich Christsein in den kleinen Dingen, im Alltag zeigen.

Die Jünger konnten nach diesem Pfingstereignis die Menschen verstehen und auch deren Sprache sprechen, ja und genau darum geht es. Versteht man die Sprache der Menschen, dann kann man zuhören, kann man zuhören, dann kann man für sie da sein, kann man für sie da sein, dann kann man ihnen vielleicht auch etwas vermitteln und, was viel wichtiger ist, ihnen helfen.

Ja, das ist Pfingsten, das bescheidene Fest, das uns eigentlich ermächtigen sollte, zuzuhören und zu verstehen…







(Hier noch der Link zum Text von Pfingsten: http://www.christophundlollo.com/texte/pages/pfingsten.htm)