Montag, 4. Februar 2013

Das katholische Prinzip

"Hände falten, Goschen halten" ein doch bekannter Slogan, den ich aus so mancher kirchen- und religionskritischen Kampagne von linken SchülerInnen- oder Jugendorganisationen im Ohr habe.

Gleichzeitig ein Slogan dessen, dahinter versteckten, Vorwurf gegenüber der Kirche bzw. konkreter gegenüber ChristInnen ich lange Zeit nicht nachvollziehen konnte.

Verstehe ich doch die christlich-jesuanische und damit auch katholische Botschaft als einen Aufruf zum Ungehorsam, zum "Aufmucken". Dazu, seine Meinung zu sagen, eben nicht die Hände zu falten, zuzuschauen und den Mund zu halten.

Doch die Realität belehrt mich - abseits der mir bewussten hierarchischen und organisatorischen Enge der Kirche - eines besseren. Anscheinend ist "Hände falten, Goschen halten" doch ein katholisches Prinzip. So ist ihm so mancher katholische Würdenträger hinsichtlich der Missbrauchsfälle gefolgt - was wohl das dramatischste Beispiel ist. Viele (junge) Menschen mussten leiden und leiden bis heute unter den Folgen. 
Oder es wenden sich Kardinäle und Bischöfe gegen genau jene Personen, die eben nicht den Mund halten wollen und sich aus ihrem christlichen Verständnis heraus zum Beispiel für AsylwerberInnen einsetzen.

Aber auch im mehr oder weniger kleinen folgen dem Prinzip so manche Verantworlichen der Katholischen Kirche bzw. ihrer Unterorganisationen oder Einrichtungen im täglichen Leben.
Es spannt sich bis hin zu katholischen Bildungseinrichtungen (um die es mir hier vielmehr geht), die lieber den Schleier der Vertuschung über aktuelle Vorkommnisse spannen, als eine umfangreiche Information und Aufklärung bzw. die Übernahme von Verantwortung anzustreben.

Traurig, sehr traurig! Und wohl eher Goschn halten, als jesuanische Liebe zur Wahrheit und Offenheit.

Ja, da wird zugeschaut, wenn Schindluder mit Macht betrieben wird, die Ellbogen ausgefahren werden um den Karrieresprung zu machen, wenn unmenschlich gehandelt wird. Wenn Gesetze und Regeln wichtiger sind als die Menschen.

Gleichzeitig herrscht Willkür in der Umsetzung und der Einforderung des Einhaltens von Regeln. Manche sind eben gleicher als andere. So dürfen sich die einen mehr herausnehmen, ihre Verantwortung frei auslegen, sie nur dort annehmen, wo sie möchten. Bei den anderen werden sie enger ausgelegt. Leider oftmals bei Menschen, die ihrem Gewissen folgen.

Ja und so stelle ich mir nun am Ende des Textes auch die Frage, ob ich ihn bloggen soll, oder ob es mir als Religionslehrerin nicht viel mehr schaden könnte… Könnte es wohl, aber ich möchte es trotzdem riskieren, weil eben "Hände falten, Goschen halten" erstens nicht das ist, was ich kann, zweitens nicht das ist, was ich als die Botschaft Jesu empfinden und drittens nicht das ist, was ich will.

Statt dessen halte ich mich lieber an dieses Prinzip: